Fliehe weit und schnell by Fred Vargas

Fliehe weit und schnell by Fred Vargas

Autor:Fred Vargas [Vargas, Fred]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimis & Thriller
ISBN: 9783746621159
Google: -Nl_bwAACAAJ
Herausgeber: Aufbau Taschenbuch
veröffentlicht: 2004-09-02T00:00:00+00:00


Plötzlich geht das rasch bestätigte Gerücht um, daß die Pest in der Stadt in zwei Straßen zugleich ausgebrochen sei. Es hieß, die beiden (...) seien mit den deutlichsten Zeichen des Übels aufgefunden worden.

»Hat Le Guern das ausgerufen?«

»Ja, um zwölf. Sie hatten gesagt, er solle weitermachen.«

»Die Texte sind jetzt, wo der Kerl zur Tat geschritten ist, klarer. Welche Wirkung haben sie auf das Publikum?«

»Unruhe, Fragen und zahlreiche Diskussionen im Viking. Ich glaube, es war ein Journalist da. Er stellte Joss und den anderen haufenweise Fragen. Ich weiß nicht, wie der hier auftauchen konnte.«

»Wegen der Gerüchte, Decambrais. Das war unvermeidlich. Mit den ›Speziellen‹ der letzten Tage, mit der Bekanntmachung von Dienstagabend und dem Toten vom Morgen hat die Schlinge sich unweigerlich zugezogen. Das mußte kommen. Vielleicht hat der Pestbereiter der Presse aber auch selbst eine Erklärung zugespielt, um einen Wirbelsturm auszulösen.«

»Das ist gut möglich.«

»Gestern aufgegeben«, bemerkte Adamsberg, als er den Umschlag umdrehte. »Im 1. Arrondissement.«

»Mit der Ankündigung von zwei Toten«, ergänzte Decambrais.

»Schon geschehen«, sagte Adamsberg und sah ihn an. »Sie werden es heute in den Abendnachrichten hören. Zwei Männer, die wie Säcke auf den Bürgersteig geworfen wurden, nackt und mit Kohle eingerieben.«

»Zwei auf einmal«, erwiderte Decambrais dumpf.

Er preßte die Lippen zusammen, so daß zahlreiche kleine Falten auf der weißen Haut seines Gesichts entstanden.

»Decambrais, sind die Körper von Pestkranken Ihrer Ansicht nach schwarz?«

Der Gelehrte runzelte die Stirn.

»Ich bin kein Fachmann in dieser Frage, Kommissar, schon gar nicht für die Geschichte der Medizin. Deshalb habe ich ja so lange gebraucht, diese ›Speziellen‹ zu identifizieren. Aber ich kann Ihnen versichern, daß die zeitgenössischen Ärzte dieses Aussehen, diese Farbe nie erwähnten. Flecken, Brand, Bubonen, Beulen, ja, aber nicht dieses Schwarz. Das hat sich erst sehr viel später in der kollektiven Vorstellung verankert, durch eine semantische Verschiebung, verstehen Sie.«

»Ach so.«

»Aber das ist unerheblich, denn der Irrtum ist geblieben, und die Pest wird nun mal der ›Schwarze Tod‹ genannt. Diese Worte sind für den Mörder sicherlich wesentlich, denn es sind Worte, die Schrecken verbreiten. Er will beeindrucken, er will das Vorstellungsvermögen der Menschen mit starken Ideen reizen, seien sie nun richtig oder falsch. Und der ›Schwarze Tod‹ trifft wie eine Kanone.«



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